Lettre aktuell 1/2022
Lettre International 136 / Neue Ausgabe
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Leserinnen und Leser, liebe Freunde,
heute, am 17. März 2022, erscheint die Frühjahrsausgabe von Lettre International 136 und liegt ab sofort im Buchhandel, am Kiosk, an Bahnhöfen und Flughäfen und ab Verlag für Sie bereit!
UND DAS ERWARTET SIE
Lettre International 136 präsentiert Analysen, Geschichten, Essays und Reportagen zu Literatur und Revolution, zu künstlerischer Freiheit und politischer Moral, zu Natur, Mythos und Kultur, zu Film, Kunst, Architektur und Antikenliebe, zu Europa, Afrika, China, Griechenland, den USA und Rußland, zu Alphabet, Religion und Naturgeschichte. Liza Alexandrova-Zorina begleitet Aljoscha, einen russischen Frontsoldaten, den der Krieg in den Wahnsinn treibt. • Ian McEwan schildert George Orwells Lebens- und Gedankenwege • Bora Ćosić legt Rußlands Psyche auf die Couch • Eduardo Halfon erzählt von guatemaltekischen Elitekommandos im Tropenwald • Peter Stepan erinnert an Afrikas koloniale Antiparadiese • Rahmane Idrissa führt uns hinter vermeintliche Horizonte reiner Gewalt und durchquert die Dunkelzone des Sahel • Ian Buruma vermißt Chinas Große Mauer aus Stahl • Antonis Liakos untersucht die Tragödie des Griechischen Bürgerkriegs • Ulrike Haß nähert sich einem Unerklärlichen Felsgebirge • Christoph Paret assistiert Adolf Loos und Marcel Duchamp bei der Suche nach einer ästhetikbefreiten Existenz • Eckhart J. Gillen porträtiert den documenta-Mitbegründer und einstigen Kunstpapst Werner Haftmann • Mit Pier Paolo Pasolini begegnet Yitzhak Laor Christus in Kalabrien • Deutsche Antikenliebe und Identitätsprobleme verbindet Anatol Schneider • Den jüdischen Monotheismus und die Gesellschaftsmaschine dechiffriert Martin Burckhardt in Zeichen und Tabu • Franz Maciejewski schaut in die Garküche der Zukunft und prognostiziert ein Leben am Rande der Geschichte • Rada Iveković fragt, ob man aus einer nutzlosen Geschichte dennoch lernen kann • Stephen E. Bronner sondiert Parameter der Demokratie in Amerika • Der in Kairo lebende sudanesische Künstler Amado Alfadni mit Ace of Spades, der griechische Künstler Jannis Psychopedis mit seinem Brief, der nicht ankam sowie Michel Kirch mit einer Kybernetik des Traums intervenieren mit starker Kunst und Photographie!
LITERATUR UND GEWALT
Die russische Schriftstellerin Liza Alexandrova-Zorina konfrontiert uns mit dem Schicksal eines russischen Frontsoldaten im Donbaß, der am Krieg verrückt geworden ist und durchdreht. Traumatisiert von der Front zur Ukraine besucht er sein russisches Heimatdorf, um den schönsten Tag seines Lebens zu begehen: die Vermählung mit seiner anmutigen, zarten Braut. Für diesen Hochzeitstag mit der Familie hat er einen Überraschungsscherz parat: An den Checkpoints vorbeigeschmuggelt hat er eine Handgranate, die zum Höhepunkt des Festes gezündet werden soll ... Seine wahre Sehnsucht heißt: Zurück zur Front! Seine Obsession: Einem feindlichen Frontsoldaten endlich beim Scheißen in den Hintern schießen. Eine Erzählung über das Delirium des Krieges.
Ian McEwan schildert die Lebenswege George Orwells vom britischen Geheimdienstoffizier in Burma zum Sozialisten, der auf Seiten der Republikaner in den Spanischen Bürgerkrieg zieht. In Paris begegnet er Henry Miller, für den der politische Kampf eines Künstlers keinen Sinn ergibt. Für Orwell hingegen hat der antifaschistische Kampf für Freiheit und Demokratie Vorrang, auch Künstler müssen dafür Opfer bringen. Er kämpft an der Front und berichtet als Kriegskorrespondent. Desillusionierende Erfahrungen prägen später seine Erinnerungen Mein Katalonien. Er löst sich von der Idee des engagierten Schriftstellers, formuliert mit Farm der Tiere eine allegorische Kritik der entarteten Russischen Revolution und verfaßt mit 1984 eine literarische Dystopie des totalitären Überwachungsstaats der Zukunft. Für Orwell forderte literarisches Schreiben Toleranz, Pluralismus und Liberalismus; jegliches Liebäugeln mit Orthodoxie oder „politischer Korrektheit“ galt ihm als Gefährdung schöpferischer Phantasie und intellektueller Redlichkeit. Seine Begriffe „Gedankenpolizei“, „Neusprech“ oder „Doppeldenk“ haben nicht an Bedeutung verloren, im Gegenteil. Die Zerreißprobe zwischen der Priorität eines gesellschaftlichen Engagements „jenseits des Wals“ und jener vorbehaltlosen kreativen Freiheit „im Innern des Wals“ bleibt dem Schriftsteller und dem Künstler weiterhin erhalten. Orwell und der Wal
„Ich bin kein Sozialist, ich bin Freudianer“, so der russische Schriftsteller Viktor Schklowski, dessen literarische Kriegsreportage Sentimentale Reise das katastrophische Ereignisfeuerwerk der Russischen Revolution schonungslos protokolliert. „Das bin ich auch“, meint Bora Ćosić, und „ich versuche herauszufinden, was da in Rußland 1917 und danach geschehen ist. Ich lege Rußland auf die Couch. (...) Ich hatte schon an die hundert Seiten Schklowski gelesen, aber nichts verstanden, als hätte ich Begebenheiten in einem Irrenhaus verfolgt. Rußland führte zusammen mit Rußland Krieg gegen Rußland, so kam es mir vor. Etwas Derartiges habe ich bisher allerdings in noch keinem Buch über die Russische Revolution gefunden. Wo trotz des häufig destruktiven Talents des Erzählers alles meist irgendwie an seinem Platz war: Die Bolschewisten raubten Banken aus, eroberten die Post- und Telegraphenämter, ermordeten die Zarenfamilie und wurden halbwegs mit den westlichen Kanonenbooten fertig. Danach gingen sie zum Terror über, Fehlen von Salat auf den Märkten und allgemeiner Hunger. Diese allen verständliche Reihenfolge wurde jedoch durch eine allgemeine Neurasthenie durcheinandergebracht, die man von früher geerbt hatte und die in feinen bürgerlichen Familien anzutreffen war, nur daß diese manchenorts zu einer zerebralen Paralyse fortschritt. Bei Tschechow verharrte noch vor Lenins Hirnschäden alles in stiller Melancholie, mit Dscherschinski ging man über zur Paranoia. Schklowski ist also nicht nur der berühmte Autor, der die Verwandlung des literarischen Sujets in die Form aufzeigt, sondern auch ein Romancier, der den Übergang des normalen Individuums in ein unnormales beschreibt. Aus dem leeren, schwarzen Rußland wehte ein schwarzer Luftzug herüber, der Luftzug des Wahns.“ Schklowskijs Bericht wirkt wie der von einer Erschaffung der Welt, wenn auch einer Welt auf Reserve. Ein Blick zurück nach heute und ein Psychogramm: Russisches Brevier
In die Welt des Untergrundkampfes paramilitärischer Milizen in Guatemala, die gegen vermeintliche Insurgenten und Opponenten der feudalaristokratischen Großgrundbesitzer gnadenlos zu Felde ziehen, nimmt uns der guatemaltekische Autor Eduardo Halfon mit. Ein Zufall macht den Erzähler zum intimen Augenzeugen von Vorgängen in einer Militärbaracke: Spezialeinheiten und Menschenfänger brechen auf zur nächtlichen Hetzjagd in abgelegenen Siedlungen, auf Plantagen, im Dschungel. Sie jagen und verschleppen ortsansässige Bauern als vermeintliche Widerstandskämpfer. Eine soziale Szenerie, in der finstere Macht sich skrupellos durchsetzt: Beni
SCHAUPLÄTZE DER GEOPOLITIK
Er erhob die orale Erzählkunst Afrikas zur Höhe eines Weltkulturerbes, die Griots und ehrwürdigen Vertreter der Gedächtnistraditionen zu lebenden Kulturschätzen, deren Tod jedes Mal dem Brand einer Bibliothek gleichkomme. Als Vordenker und Partisan eines immateriellen Kulturbegriffs inkarnierte er zugleich jene epischen Talente, deren Lobpreis er zeitlebens sang. Als frühe Lichtgestalt der afrikanischen Literatur sammelte er nicht nur ungezählte Geschichten, Mythen und Legenden des Sahel und brachte sie als erster zu Papier, sondern entwarf als Historiker und literarischer Autobiograph ein umfassendes Panorama der Kultur und Geschichte des Hirten- und Rinderzüchtervolkes der Fulbe, dessen Sproß er war. Von Leben und Werk des Gelehrten Amadou Hampâté Bâ erzählt Peter Stepan in Afrikas Antiparadiese und erkundet dabei den Kosmos der französischen Kolonialwirklichkeit. Dem Exil entging er nur knapp, als sein Spagat zwischen Kolonialdienst und muslimischem Credo prekär wurde. Die schillerndste Figur in Hampâté Bâs Büchern ist ein gerissener und skrupelloser Übersetzer namens „Wangrin“, der in die goldenen Steigbügel eines Regierungsdolmetschers gelangt und sich verschlagen und trickreich nach oben mogelt. Oft als literarische Fiktion mißverstanden, wird er hier dokumentarisch zum Musterfall einer afrikanischen Urseuche: Korruption. Auch Hampâté Bâ kommt nicht ungeschoren davon, wenn er als Enthusiast der Frankophonie die Greuel des Kolonialismus verschweigt. Über antikolonialen Widerstand, Kollaboration, Erinnern und Verschweigen
Die Unsichtbarkeit des Feindes ist eine Konstante in der Sprache über den „Krieg gegen den Terror“. Er ist ungreifbar, unkontrollierbar, und der Raum, aus dem er auftaucht, hat etwas Gespenstisches. So treten Dschihadisten in Erscheinung aus wenig bekannten Terrains. Das Desaster des westlichen Militärs in Afghanistan rief ungläubiges Staunen hervor und wurde öffentlich alsbald wieder verdrängt, anstatt aufgearbeitet zu werden. Und heute vollzieht sich auf einem Kontinent, den Hegel aus der Philosophie der Geschichte ausgeschlossen hat, erneut ein lautloser Aufstand. Im Sahel, eine Region, die Mauretanien, den Senegal, Mali, Burkina Faso, Niger, den Tschad und den Sudan umfaßt und berührt und etwa 7 000 Kilometer von West nach Ost und 800 Kilometer von Nord nach Süd durchmißt, erklären Dschihadisten den früheren Kolonialmächten und dem Westen den Krieg. Jener Sahel ist für Europäer abstrakt, verstellt durch Klischees, reduziert auf Trockenheit, Hunger, extreme Armut und dramatisches Bevölkerungswachstum. Derselbe Sahel ist heutzutage Schauplatz französischer, deutscher, internationaler Militärinterventionen, also westlicher Interessenpolitik. Es gilt, ihn kenntlicher zu machen, seine Natur, seine Ethnien wie die Tuareg, Fulani, Songhai, Songhai-Zarma, seine Hirten und Nomaden, seine Traditionen, Lebensweisen, Glaubenssysteme und Weisheitslehren, seine Lebenswirklichkeit zu verstehen. Der nigrische Politikwissenschaftler Rahmane Idrissa führt uns hinter vermeintliche Horizonte reiner Gewalt und eröffnet uns Geschichte und Kultur, Konflikte und Gefahren einer fast unbekannten Welt: Den Sahel vermessen
Der Essayist Ian Buruma, lange Jahre Reporter in Ostasien, betrachtet aus Anlaß der Hundertjahrfeier der Kommunistischen Partei Chinas den erstarkenden Chinesischen Nationalismus. China bezeichnet zugleich eine Zivilisation und einen Staat und die chinesische Identität verbindet ethnische, kulturelle und politische Momente. Die weit überwiegende Mehrheit der Bewohner sind Han-Chinesen, doch umfaßt die Nation auch turkstämmige Uiguren und Mongolen, Mandschu, Tibeter und andere Völker. Seit mehr als zweitausend Jahren verlangten die chinesischen Herrscher Gehorsam von ihren Untertanen. Legitimität reklamierten sie auf Basis einer Orthodoxie, ob konfuzianisch oder marxistisch-leninistisch; anstelle einer sich abschwächenden maoistischen Leitideologie tritt heute zunehmend der Patriotismus. Die Kommunistische Partei und ihr Vorsitzender Xi Jinping appellieren an den Stolz der Han-Chinesen und locken mit dem Versprechen von Größe als Kompensation für die Geschichte von Demütigung und Unterwerfung unter äußere Feinde. Aufständische und Revolutionäre versprachen im Verlauf der Geschichte immer wieder, die Nation moralisch zu erneuern, sie wiederzuvereinigen und zu verjüngen, in einer Mischung aus Utopismus und Fremdenfeindlichkeit. So stehen Xis feurige Worte über die Einheit des chinesischen Volkes in einer langen Tradition. Am Horizont sichtbar ist Taiwan. Buruma ermißt die Energien, die sich im neuen chinesischen Nationalismus bündeln: Große Mauer aus Stahl.
Der bedeutende griechische Historiker Antonis Liakos erzählt die Geschichte der Griechen im Bürgerkrieg, der von 1946 bis 1949 das Land zerriß. Er folgte bald nach der Befreiung des Landes von der deutschen Besatzung. Der Bürgerkrieg durchzog Städte und Dörfer, Gemeinden und Familien, und er wurde mit Haß und Rachsucht, Gewalt und Grausamkeit geführt. Er kostete 68 000 Menschenleben, 3 500 Gefangene wurden hingerichtet, 70 000 für Jahrzehnte inhaftiert oder verbannt. 700 000 Menschen wurden zwangsweise umgesiedelt. Dieses Ereignis erschütterte das Land und hinterließ bitterste Verletzungen in Erinnerungen, Gefühlen und Beziehungen. Während der griechische König Georg II. und die Regierung vor der deutschen Besatzung nach Ägypten geflohen waren, kämpfte unter großen Opfern ein politisch heterogener bewaffneter Widerstand gegen die deutsche Wehrmacht. Dessen stärkster Akteur war die kommunistisch dominierte Nationale Befreiungsfront. Nach kurzer Euphorie über das Besatzungsende entwickelten sich jedoch bewaffnete Konflikte zwischen den unterschiedlichen politischen Gruppierungen des Landes. Unter britischer Anleitung und mit Hilfe US-amerikanischer Finanzmittel setzten sich in einer blutigen Konfrontation mit den bewaffneten Partisanen der Linken die bürgerlichen Kräfte durch, Monarchisten, Großgrundbesitzer Militär- und Polizeiapparate. Antonis Liakos ruft diese Tragödie und ihre geopolitischen Hintergründe in Erinnerung: Die Teilung Europas nach 1945 in östliche und westliche Einflußzonen, der anhebende Kalte Krieg, die Bestrebung, aus Griechenland, Türkei und Iran ein Bollwerk gegen die Sowjetunion zu bilden, die Spaltung des Kommunismus in Moskau und Belgrad. Eine Anatomie der letzten großen bewaffneten Erhebung in Europa. Mit einer Einführung von Ulf-Dieter Klemm
NATUR, MYTHOS, KULTUR
Der Kulturhistoriker Franz Maciejewski präsentiert eine so skeptische wie richtungsweisende Gegenwartsdiagnose. Er richtet seinen Blick in die Garküche der Zukunft. „Ecce homo: Ein manisch Getriebener, der die Baupläne der Natur aufdeckt und benutzt, zu seinem Wohl und (häufig) ihrem Wehe; der nicht aufhören kann mit der Ausübung seiner verfeinerten Herrschaftstechniken über Erde und Wasser, Pflanzen und Tiere, schließlich über sich selbst – zuletzt durch die biopolitische Unterwerfung des menschlichen Körpers und seine Auslieferung an künstliche Intelligenzen. Der Rückblick auf die abgelaufene Zeit und der Anblick unserer Jetztzeit, dieser gewollten und zugleich nicht intendierten Epoche, lassen den dämonischen Motor erahnen, der die menschliche Geschichte bis heute antreibt. Naturkatastrophen. Flüchtlingswellen und Bürgerkrieg. Für etliche Firmen droht ein Cyberangriff als Gefahr der Stunde, viele Bürger fürchten sich vor der nächsten Finanzkrise. Starr vor Schreck abzuwarten, ist keine Option. Es gibt eine Menge anderes zu tun. Daher gilt es gerade jetzt, das Leben zu riskieren und nicht vor dem ‘gräßlichen Fatalismus der Geschichte’ (Georg Büchner) zu kapitulieren ... Wir müssen uns befreien zu neuen Taten und Wagnissen.“ Es gilt, das Richtige zu tun im falschen Leben.
Der Kulturtheoretiker Martin Burckhardt befragt Zeichen und Tabu. Kommt eine vermeintlich entzauberte Welt ohne Tabus aus? Ein Blick in die Geschichte zeigt, daß das Unberührbare nur seine Gestalt gewechselt hat und nun dasjenige schützt, was unser Allerheiligstes ist: die Vernunft. Das Alphabet erschöpft sich keineswegs in seiner Funktion als phonetischer Zeichenschrift, sondern es gibt, als universale Maschine, seinen Adepten einen geistigen Werkzeugkasten mit auf den Weg. (...) „Um die epistemische Gewalt der universalen Maschine zu fassen, ist es hilfreich, sich das Psychodrama vor Augen zu halten, das mit dem Monotheismus einhergeht, genauer: mit jener eifersüchtigen, bild- und vaterlosen Gottheit, wie sie das Judentum uns präsentiert. So wie das Alphazeichen sich der Erinnerung an die Stiergottheit entledigen muß, ist der Gott Jahwe genötigt, den stierköpfigen Baal aus dem Gedächtnis der Israeliten zu entfernen. Wenn die Parallelsetzung von Alphabet und Monotheismus erstaunt, gilt es, sich in Erinnerung zu rufen, daß sie mit der phönizischen Schrift eine gemeinsame Herkunft aufweisen. (...) Ausgeprägter jedoch als diese Verwandtschaftsbeziehung ist der Riß, der diese Welten voneinander trennt. Zwar schaut man auf eine gemeinsame Herkunft zurück, aber diese drückt sich in einem obzwar komplementären, jedoch gänzlich unterschiedlichen Weltverständnis aus. (...)Während sich die griechische Welt in Gestalt des deus ex machina mit einer Gottesprothese begnügt, markiert die Gottheit des Judentums ein Maß an Weltfremdheit, welche die Welt zuvor nicht gesehen hat.“
Ulrike Haß erschließt uns ein Unerklärliches Felsgebirge. Hier hat jemand ein ungewöhnliches Werk geschaffen. Roger Rousseau ist ein ehemaliger Lehrer aus Beauregard im Quercy, der über 20 Jahre lang in einem bestimmten Terrain die Felsen des Karstgesteins von ihren Erdschichten befreit hat. Zutage treten gewaltige, in schwerer, nasser Tonerde lagernde Gesteinsformationen, die von Spalten, Rissen, Verwerfungen durchklüftet sind. Die Tonerde zwischen den Gesteinsfaltungen hat Rousseau ebenfalls entfernt. In einigen Metern Tiefe endet seine Bewegung der Entbergung der Steine mit dem immer geringer werdenden Spielraum für die arbeitende Hand mit ihrem Werkzeug und mit dem Übergang des Gesteins in den gewachsenen Felsen. Was vor uns liegt, ist ein Feld von Steinen in unterschiedlichster Größe und Lage. Sedimentgestein, fein wie Papier geschichtet, massige Felsblöcke von gewaltigen Ausmaßen, die meisten von ihnen oben abgeplattet, unten in der massiven Tonerde verschwindend oder aus ihr aufsteigend. Hervor kommen die „Steine, die unter unseren Füßen leben und sterben“, wie Roger Rousseau sagt und eine planetarische Zeitlichkeit, die dem Betrachter den Atem nimmt. Die Berührung mit der kosmischen Dimension, in der Steine leben und sterben, wird allein durch die betonte Schlichtheit des Handwerkers möglich, der sich als Künstler zurücknimmt und dessen Ausdrucksmilieus so weit wie möglich von sich weist. Er wird zum kosmischen Handwerker. Über erdgeschichtliche Zeiträume und das Leben der Materie.
KÜNSTLER IHRER ZEIT
Das Porträt eines deutschen Kunstpapstes liefert der Kunsthistoriker Eckhart J. Gillen in Weltsprache Abstraktion über Werner Haftmanns harmonikale Weltordnung der Kunst auf der ersten documenta (1955) im Geist deutschnationaler Identitätsfindung. Haftmann war im 20. Jahrhundert über Jahrzehnte der wohl einflußreichste Theoretiker und Praktiker der künstlerischen Moderne. Nach dem Zweiten Weltkrieg spielte er die Rolle eines harmonischen Brückenbauers über die „dunkle“ Zeit der NS-Herrschaft hinweg und postulierte einen Neubeginn. Sein apolitischer Kunstbegriff dient nach 1945 dazu, die jüngste Vergangenheit vergessen zu machen durch das Dogma einer aller Inhalte entleerten „reinen“ Kunst. Mit Naturmetaphern wie „Quellgrund“, „orphischer Grund“, „Erlebnisgrund des Wirklichen“ versuchte Haftmann, seine „harmonikale“ Kunstkonzeption zu erden. Die ewigen Werte sollen gereinigt werden „von den Verkleidungen der Geschichte“. Seine Mitgliedschaften in der SA, der NSDAP und seine Rolle als „Sonderführer“ bei der Spionageabwehr und Partisanenbekämpfung („verschärfte Verhöre“, Erschießungen) in Italien sind unbestritten. Haftmanns Karriere im Kunstmilieu war typisch für jene der Eliten in den 1950er Jahren. Nach dem Ende der Nazizeit wurde er zum Künstlerischen Leiter der ersten Kasseler documenta (1955), der II. documenta (1959) und der documenta III (1964), später zum Leiter der Berliner Neuen Nationalgalerie und Mitglied der Akademie der Künste. Haftmanns Vorstellung, mit der „Weltsprache Abstraktion“ sei die Entwicklung einer immer autonomer werdenden Kunst an ihr Endziel gekommen, erwies sich als Sackgasse. Neo-Avantgarden legten die Axt an diese Lebenslüge der Nachkriegszeit.
Ist die Aussage „Jeder Mensch ist ein Künstler“ nun verheißungsvoll, kitschig oder bedrohlich? Die Kontrastfiguren Adolf Loos und Marcel Duchamp jedenfalls sind Arbeitsverweigerer im ästhetischen Raum. Duchamp führte mit seinen Readymades vor, daß ein beliebiges Objekt zum Kunstwerk erklärt werden kann, ohne ästhetischer Veränderung unterzogen worden zu sein. Loos forderte, die Arbeit an dem einzustellen, was er Ornament nannte, also an jeder Art von „Verschönerung“. Er wollte alle ästhetischen Bemühungen ins Museum oder in die Konzerthäuser verbannen und die Künstler und ihre Kunst in die Stätten der Kunst einschließen. Im Gegenzug wollte er einen ornamentlosen, reinen Raum zurückbehalten. Duchamp realisierte Loos’ Vorhaben einer ornamentlosen Herstellung. Loos ging es darum, im Alltagsleben den großen ästhetischen Streik anbrechen zu lassen, Duchamp streikte ästhetisch in den Stätten der Kunst selbst. Loos bekämpfte die Expansion der Kunst in den Alltag, Duchamp sorgte für die Expansion des profanen Industriellen in die Kunst. Loos wollte das Handwerk von der Kunst befreien, Duchamp die Kunst von allem Handwerklichen. Was wurde aus dem Traum einer ästhetik-befreiten Existenz? fragt Christoph Paret in Zurück auf Loos.
Hier ist nichts los. Diesen Ort kennt fast niemand. Doch kreuzen sich im ost-mecklenburgischen Achthundert-Seelen-Ort Ankershagen die Wege zweier Männer, die sich wie wenige um das Erbe der griechischen Antike bemüht haben. Johann Heinrich Voß hatte Ost-Mecklenburg längst den Rücken gekehrt, als der 1822 in Neubukow geborene Heinrich Schliemann als Einjähriger dorthin gelangte. Der Maßstäbe setzende Übersetzer der Ilias und Odyssee und der selbsterklärte Ausgräber Trojas konnten sich persönlich nicht begegnen. Aber Bildungsbürger Voß und Archäologie-Unternehmer Schliemann sind beide Archetypen der Antikenfaszination. Nimmt man den 1717 in Stendal geborenen Johann Joachim Winckelmann sowie den 1915 geborenen Berliner Kurt Wilhelm Marek (Autor des unter dem Akronym C. W. Ceram veröffentlichten Nachkriegs-Bestsellers Götter, Gräber und Gelehrte) hinzu, so bündeln sich unterschiedliche Gründe dafür, warum man die griechische Antike derart benötigte. Schliemanns Jubiläumsjahr bietet Gelegenheit, diese Antikenbegeisterung unter die Lupe zu nehmen. Das Antikeninteresse diente auch identitätspolitischen Interessen. Anatol Schneider über die Ausgräber der Antike
Der israelische Dichter Yitzhak Laor schildert Leben und Werk des vor hundert Jahren geborenen Pier Paolo Pasolini: Christus in Kalabrien. Geboren in eine bürgerliche Familie in Bologna, aufgewachsen im dialektgeprägten Friaul, homosexueller Übergriffe an einem Jugendlichen bezichtigt und aus der Kommunistischen Partei ausgestoßen, flüchtet er mit seiner Mutter nach Rom, mit der er bis zu seinem Tod dort zusammenleben sollte. Er entdeckt die römischen Borgate, die subproletarischen Vorstädte mit ihrem Volksdialekt „Romano“ und den dort lebenden Jugendlichen, deren Vitalität und Erotik er poetische Texte und erste Filme widmet. In einem Italien, dessen Authentizität und Vielfalt zunehmend nivelliert und zerstört wird durch Konsumismus und Fernsehen, wird er zur Ein-Mann-Opposition gegen den Pseudofortschritt der Industrialisierung. Er kritisiert die herrschende Kaste, die Verfilzung von Staat und der politischen Rechten und legt sich mit der linken Studentenbewegung an; er kritisiert die Katholische Kirche, polemisiert gegen die Abtreibung und beklagt den Verlust des Sakralen; er romantisiert das imaginäre Andere der Kulturen jenseits Europas und zeigt sich desillusioniert bei der wirklichen Begegnung mit dem realen Anderen der arabischen Welt. Seine Filme, Essays und Poesie sind ästhetisch überragende Werke eines genialischen Einzelgängers. Seine brutale Ermordung am Strand von Ostia ist bis heute unaufgeklärt.
KORRESPONDENZEN, BRIEFE & KOMMENTARE
Der römische Psychoanalytiker Sergio Benvenuto bereist seit zwanzig Jahren immer wieder sowohl die Ukraine als auch Rußland. In Eine zerbrochene Geschichte schildert er facettenreich die zunehmende Zerrüttung der einst freundschaftlichen Beziehungen beider Länder, sprachlich, politisch, kulturell: Die ukrainischen Regierungen seit 2014 drängten auf eine systematische kulturelle Ukrainisierung des Landes. Die Schriftzüge der Geschäfte müssen – wie eine jede öffentliche Beschriftung – alle auf Ukrainisch sein. Der Unterricht in den Schulen, an der Universität und Examen müssen in uk-rainischer Sprache abgehalten werden. Die Strategie ist, die klassische ukrainische Zweisprachigkeit durch eine neue Art von Zweisprachigkeit zu ersetzen: das Russische durch das Englische. Sämtliche russische TV-Kanäle sind verboten, aber es gibt private ukrainische Sender in russischer Sprache, so wie es auch Sender in den Minderheitensprachen Polnisch, Ungarisch, Bulgarisch und Rumänisch gibt. Direktflüge zwischen Rußland und der Ukraine existieren schon seit Jahren nicht mehr. Auch sind keine in Rußland produzierten Filme mehr zu sehen. Es zirkuliert eine schwarze Liste von russischen Regisseuren, Autoren und Schauspielern, die die Annexion der Krim öffentlich gebilligt haben. Keines ihrer Werke kann in der Ukraine noch gesehen oder gelesen werden.“
Stephen Eric Bronner umreißt in Demokratie in Amerika? die Logik und das Labyrinth des amerikanischen politischen Systems und der politischen Philosophie der Gründerväter und Verfasser der Federalist Papers (1788). Ihr Bild vom Staatsbürger ging vom eigeninteressierten Menschen aus, nicht vom engelhaften Altruisten. Sie erstrebten eine dezentralisierte Regierung und den Schutz individueller Freiheit und zugleich Gegenmechanismen, die das „große Biest, die Armen und Eigentumslosen“ unter Kontrolle halten konnten. Sie ließen Sklaverei zu, Indigene, Amerikaner afrikanischer Herkunft, Frauen und Grundbesitzlose besaßen kein Wahlrecht. Dieses inzwischen modifizierte politische System mit seinen „Checks and Balances“, seinen demokratischen und undemokratischen Mechanismen folgt grundsätzlich allerdings immer noch dem Prinzip „The winner takes all.“
Marco D’Eramo berichtet über Diskussionen unter chinesischen Intellektuellen. „Tianxia“ lautet das neue Modewort. Wer es nicht kennt, ist nicht auf der Höhe der Zeit. Das entsprechende chinesische Ideogramm 天下 bedeutet soviel wie „Alles-unter-dem-Himmel“. In der Praxis bezeichnete es den Teil der Welt, über den der Herrscher Chinas die Oberhoheit ausübte. Mit dem Rückgriff auf das Tianxia-Konzept soll die moralische Überlegenheit der konfuzianischen geopolitischen Sicht Chinas gegenüber der sogenannten Westfälischen Tradition untermauert werden (einer auf der Souveränität der Nationalstaaten als gleichberechtigten Rechtssubjekten basierenden Tradition, die auf dem Westfälischen Friedenskongreß 1648 etabliert wurde): gegenüber dem „Gesetz des Dschungels“ – eines Kampfes aller gegen alle –, das angeblich der westlichen Sicht internationaler Beziehungen entspricht. Für die Chinesen ist diese freiwillige Selbstzerstörung des eigenen kulturellen Erbes völlig unverständlich: Mit einer Kultur, der es an Respekt für ihre Vorfahren mangelt, müsse etwas – vieles – nicht stimmen. So werden die Klassiker des westlichen Denkens heute in China beinahe intensiver studiert als im Westen, weil die Chinesen bei Platon und Aristoteles nach einem Schlüssel zur Interpretation der aktuellen westlichen Politik suchen: Tianxia gegen Platon
Rada Iveković rekapituliert das Zerbrechen des multikulturellen Jugoslawiens und denkt über Nutzen und Vergeblichkeit ihrer Erfahrungen nach: Von den Wogen im Denken werden „überflüssige“ Geschichten verschlungen. Es gibt viele „unnütze“ Geschichten. Sie werden selbst vergessen und tragen dazu bei, andere eventuelle Verläufe der Geschichte und die Dimension unrealisierter Möglichkeiten auszulöschen. Die Zeit der Erschöpfung der großen Erzählungen hat ein radikales politisches Vergessen etabliert, eine rückwirkende Auslöschung von Teilen unserer kollektiven und politischen Geschichte. 1989 bedeutete die Aufgabe der Utopien, der großen Erzählungen und Ideologien – die Verabschiedung jedes universellen politischen Projekts. Ausgelöscht sind die parallelen, komplementären, alternativen, reziproken Geschichten. Dies hatte die allgegenwärtigen, vor allem nationale und nationalistische Identitarismen zur Folge. Bei der „nutzlosen Geschichte“ handelt es sich um eine Geschichte, aus der wir nicht fähig waren zu lernen, es aber noch könnten: Wege, die nicht nach Rom führen
Herbert Maurer widmet sich einem intellektuellen Verrat im Ersten Weltkrieg: Fake News aus dem Wienerwald. „Es ist appetitlich und/oder unappetitlich genug, die Chemie der Namen und das Parfum der Personen wirken zu lassen, als Teil des geistigen Gebräus, das von der Kriegspresse 1914-1918 zubereitet wurde, verbunden mit dem Duft nicht nur des Todes und des Pulvers, sondern auch der Wiesen und Wälder von Rodaun oder Mauer oder gar Perchtoldsdorf, verschwindend kleine Winzerörtchen zwischen dem Kaiserschloß Laxenburg in Niederösterreich und der Kaiserresidenz in Wien. (...) Karl Kraus hat darauf hingewiesen: „Man weiß, daß die freiwillig untauglichen Angehörigen des journalistischen Gewerbes, zu denen sich auch ein paar mittelmäßige, aber sonst gesunde Malermeister gesellt haben, bei Kriegsbeginn eingefangen und in einen abgesonderten Raum gesperrt wurden, der Kriegspressequartier heißt, ein Raum, dessen Zugang nur den dort Unbeschäftigten gestattet ist.“ (Fackel 508-513 bzw. 413-417). Die Wahrheit soll sich dort mit diesen Dichtern, Malern und Journalisten herumgetrieben haben, darunter die Besten ihres Faches, die als wahre Patrioten die Klugheit oder die Chuzpe besaßen, den Weltkrieg unbeschadet zu überleben und vaterländisch erotisiert im friedlichen Hinterland und sicherer Distanz zur angeblichen Wirklichkeit im Felde durchzudienen. Seine Tätigkeit bezeichnete der immer friedlicher reimende Rilke rückblickend liebevoll als „Heldenfrisieren“. Bis zu tausend Künstler aus allen Sparten sollen dabei zugearbeitet haben.
Sergiusz Michalski skizziert die historischen Beziehungen zwischen der Ukraine und Rußland, die sich aus der tausendjährigen Perspektive mehr als ein Nebeneinander denn als ein Miteinander darstellen. „In der Urzelle Rußlands, dem Kiewer Staat und seinen zahlreichen Nachfolgefürstentümern von Nowgorod im Norden bis zum Schwarzen Meer, waren die Verbindungen sehr, sehr eng, doch waren die in den nördlichen Gebieten siedelnden frühen Russen die jüngeren Brüder, ehe sie später zum großen Bruder avancierten. Erst nach dem Mongoleneinfall des 13. Jahrhunderts, dessen Folgen die nördlichen und mittleren Russen für immer prägen sollten, gingen die Entwicklungslinien beider slawischen Völkerschaften definitiv auseinander, damit einher ging eine sprachliche Ausdifferenzierung. (...) Eine der dauernden Bruchlinien der russisch-ukrainischen Beziehungen ist in der ambivalenten, aber noch immer spürbaren Nachwirkung der Tatsache begründet, daß der eindeutig größere Bruder doch dann wiederum nur der jüngere Bruder war und ist und daß das Kiew der frühen Zeiten mit seinen berühmten Kirchen, die sich direkt an die Hagia Sophia und andere Kirchen Konstantinopels anlehnten, ein religiöses Ursprungsprestige besaß, mit dem Moskau, trotz seiner Ansprüche, ein Drittes-Rom zu sein, sich symbolisch nicht messen konnte.“
KUNST
Das Projekt Ace of Spades des sudanesischen Künstlers Amado Alfadni ruft die vergessene Geschichte von Sklavenhandel und Kolonialismus im ägyptisch-sudanesischen Raum in Erinnerung. Photoübertragung, Übermalung, Collage und Monoprintverfahren sind seine Mittel.
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