Projekte
Neben der Publikation der Zeitschrift initiiert und realisiert Lettre International immer wieder kreative Projekte internationalen Charakters in Kooperation mit Wirtschaftspartnern, Kulturinstitutionen und Stiftungen. Die bislang durchgeführten Projekte waren:
Berlin auf der Couch (2009)
Im Oktober 2009 erschien ein Themendoppelheft (Lettre 86) aus Anlass des 20. Jahrestags des Mauerfalls und des Endes der Teilung Europas. Weit über 100 Autoren und Künstler legten für Lettre „Berlin auf die Couch“.
Welche besondere Psyche ergab sich aus der Berliner Geschichte mit ihren preußisch-aristokratischen Eliten und ihrem proletarischen Untergrund, mit der Kränkung der Niederlage und dem Trauma der Zerstörung, mit der Inbesitznahme durch die Sieger und der Reeducation, mit der Verdrängung der Schuld durch Frontstadtheroismus und dem Minderwertigkeitsgefühl, das sich aus Isolation und Abhängigkeit ergab, mit dem Privileg, alimentiert im Schaufenster von Ost und West zu leben? Und was wurde aus Berlin – als Realität, als Symbol, als Chiffre der großen Gelegenheit? Berlin auf der Couch war angelegt, die Diskussionen um die Rolle von „Berlin“ in Europa – als internationale Metropole, als Stadt der Künste, als Schnittpunkt der Kulturen, als urbanes Modell, als deutsche Hauptstadt – neu zu beleben. Das Heft und einzelne Beiträge haben einen starken Widerhall erfahren und kontroverse Debatten ausgelöst.
The Way We Live Now (2008)
Im Juni 2008 erschien aus Anlaß des 20. Geburtstags der deutschen Ausgabe eine 256 Seiten umfassende Jubiläumsausgabe (Lettre 81) zum Thema The Way We Live Now – Wie wir heute leben.
150 Schriftsteller, Dichter, Philosophen, Essayisten, Reporter, Künstler und Photographen aus aller Welt versuchten, etwas von der Physiognomie unserer Epoche sichtbar werden lassen: Welchen Umwälzungen sind wir heute ausgesetzt? Lieben wir das Leben noch, können wir noch luzide träumen? Woran sollten wir arbeiten? Welche Illusionen verabschieden? Welche Haltung, welche Moral, welches Wissen brauchen wir? Essays, Kurzgeschichten, Gedichte, Reportagen und Tagebucheintragungen, Zeichnungen, Collagen, Malereien, Skizzen und Photographien analysieren, resümieren, verdichten und reflektieren die vergangenen zwanzig Jahre zu einer Gegenwartsdiagnose.
Der Lettre Ulysses Award for the Art of Reportage (2003-2006)
Dieser Weltpreis für "Literarische Reportage“ würdigt in Form von Geldpreisen und Arbeitsstipendien zum ersten Mal die besten Leistungen der internationalen Reportageliteratur. Eine mit Juroren aus elf Sprachkreisen besetzte Jury (darunter 2003 Swetlana Alexijewitsch, Isabel Hilton, Nirmal Verma) wählt und prämiert jährlich die weltweit bedeutendsten Texte dieses Genres.
2003 wurde der Preis Anna Politkowskaja für ihr Buch "Tchétchénie: Le déshonneur russe" über den Krieg in Tschetschenien verliehen. Weitere Preisträger waren Nuruddin Farah (Somalia), Jiang Hao (China).
Auszüge aus den Texten der sieben Finalisten wurden in Lettre 62 veröffentlicht. 2004 gewann das chinesische Autorenpaar Wu Chuntao und Chen Guidi den mit 50.000 Euro dotierten ersten Preis für ihr Buch "A Survey on Chinese Peasants". Zweiter und dritter Preis gingen an die US-Amerikaner Tracy Kidder ("Mountains beyond Mountains") und Daniel Bergner ("Soldiers of Light").
Auszüge aus den Texten der sieben Finalisten finden sich in Lettre 66. 2005 wurde die britische Autorin Alexandra Fuller für ihr Buch "Scribbling the Cat. Travels with an African Soldier" mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Der zweite Preis ging an den Marokkaner Abdellah Hammoudi für "Une saison à la Mecque. Récit de pèlerinage". Den dritten Preis erhielt Riverbend aus dem Irak für "Baghdad Burning. Girl Blog from Iraq".
Auszüge aus den Texten der sieben Finalisten finden sich in Lettre 70. 2006 erhielt die britische Schriftstellerin Linda Grant den ersten Preis für ihr Buch "The People on the Street. A Writer’s View of Israel". Der zweite Preis wurde an den Franzosen Eric Orsenna für "Voyage aux pays du coton. Petit précis de mondialisation" vergeben. Der dritte Preis ging an die kolumbianische Autorin Juanita León für "País de plomo. Crónicas de guerra". Auszüge aus den Texten der Finalisten finden Sie in Lettre 74.
In Partnerschaft mit der Aventis Foundation und in Kooperation mit dem Goethe-Institut.
Ein Einstein-Experiment (2005)
Lettre International und das Büro Einsteinjahr 2005 haben Persönlichkeiten aus aller Welt – Wissenschaftler, Philosophen, Künstler, Schriftsteller, Politiker, Personen des öffentlichen Lebens – um Stellungnahmen, Gedanken und Ideen zu Albert Einstein gebeten. Dabei entstand der Einstein-Komplex, eine einmalige Mischung aus literarischen Texten, Gedichten, Aphorismen, Erinnerungen, Gedankenblitzen, längeren Reflexionen und kurzen Bonmots, die uns das Phänomen Einstein auf sehr persönliche Weise vermitteln. In Kooperation mit dem Büro Einsteinjahr.
Welterfahrungen (2002-2003)
Eine Veranstaltungsreihe in Schloß Neuhardenberg mit pointierten Vorträgen internationaler Autoren (darunter Abdelwahab Meddeb, Amitav Gosh, Dzevad Karahasan) zu Weltereignissen, Weltentwicklungen und den Tumulten der Kulturen. In Kooperation mit der Stiftung Schloß Neuhardenberg.
Der Schock des 11. September und das Geheimnis des Anderen (2002)
Lettre International lud internationale Künstler ein, auf die terroristischen Ereignisse und die damit zusammenhängenden Erfahrungen zu reagieren.
Die mehr als 30 eingehenden Arbeiten (darunter von Rebecca Horn, Marina Abramovic, John Baldessari, Jörg Immendorff) wurden in Lettre 55 veröffentlicht, die Originale der künstlerischen Beiträge und eine Zitaten-Collage aus den weltweiten Diskussionen um die Terroranschläge wurden in einer Ausstellung in der Galerie Haus am Lützowplatz, Berlin gezeigt. Zur Ausstellung entstand ein Katalog mit elf Essays und Interviews in deutscher und englischer Sprache. In Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung und der Bundeszentrale für politische Bildung.
Borders (2001)
Ein Buch mit Reportagen und Essays (u.a. von Urvashi Butalia, Juan Goytisolo, Pedro Rosa Mendes) über die Grenzen Polen – Deutschland, Spanien – Marokko, Mexiko – USA, Indien – Bangladesh und die innere Kriegszone Angolas zur gleichnamigen Photoausstellung. In Kooperation mit der Schweizer Stiftung Pro Helvetia.
Weltenbürger – Augenzeugen der Geschichte (1998-2000)
Eine mehrjährige Reihe literarischer Soirées in Hannover mit Vorträgen und Diskussionen. Internationale Reporter, Schriftsteller und Dichter (darunter Ryszard Kapuscinski, Derek Walcott, Edouard Glissant), die als „kulturelle Grenzgänger“ in verschiedenen Kulturen und Sprachräumen gelebt haben, stellten ihre Sicht auf aktuelle Weltprozesse zur Diskussion. In Kooperation mit der Volkswagen AG.
Weltreporter unterwegs – Die Kunst des Spurenlesens (1998)
Lettre International und das Haus der Kulturen der Welt in Berlin luden sieben welterfahrende Reportageautoren und Schriftsteller sowie einen Photographen ein, im ersten Halbjahr 1998 in verschiedene Regionen der Welt aufzubrechen und über ihre Erfahrungen zu berichten. Entstehen sollte ein Bild jener „Gleichzeitigkeit von Gleichzeitigkeit und Ungleichzeitigkeit“ der Kulturen, die sich hinter dem suggestiven Klang der „Globalisierung“ verbirgt.
Eine Sammlung grenzüberschreitender literarischer Reportagen aus den Randzonen, erzählt von Detektiven der Fremde. (Mit James Hamilton-Paterson, Lieve Joris, Laszlo Krasznahorkai, Peter Matthiessen, Abdelwahab Meddeb, Jan Stage, Antonio Tabucchi sowie Daniel Schwartz)
Internationaler Essay-Wettbewerb (1997-1999)
In Anlehnung an die Tradition der Akademien der Wissenschaften und Künste im Europa des 18. und 19. Jahrhunderts haben Lettre International und Weimar 1999, Kulturstadt Europas, zum ersten Mal weltweit eine philosophische Preisfrage zur Beantwortung in Form eines Essays ausgeschrieben. Das Thema lautete: „Die Zukunft von der Vergangenheit befreien? Die Vergangenheit von der Zukunft befreien?“.
Die Beiträge konnten in den sechs UNO-Sprachen Arabisch, Chinesisch, Englisch, Französisch, Russisch, Spanisch und Deutsch eingereicht werden. Sieben Vorjurys und eine Endjury befanden über die Preisvergabe. Unter mehr als 2400 Einsendungen aus 126 Ländern ging die damals 20jährige Russin Autorin Ivetta Gerasimchuk mit „Wörterbuch der Winde“ als Gewinnerin hervor (veröffentlicht in Lettre 47). In Kooperation mit dem Goethe-Institut.
Hommage à Sarajevo (1995)
Ein Schwerpunktheft zum Krieg in Jugoslawien in deutscher und in serbokroatischer Sprache mit mehr als 50 Schriftstellern, Dichtern, Journalisten, Photographen, Künstlern aus aller Welt und aus dem belagerten Sarajevo. In Zusammenarbeit mit dem deutschen Außenministerium und der Heinrich-Böll-Stiftung.