Lettre aktuell 4/2023
Lettre International 143 / Neue Ausgabe
Verehrte Damen und Herren, liebe Leserinnen und Leser, liebe Freunde,
heute, am 8. Dezember 2023, erscheint mit Nr. 143 die Winterausgabe von Lettre International. Sie liegt von nun an im Buchhandel und im Verlag, ab morgen, Samstag, den 9.12., am Kiosk, an Bahnhöfen und Flughäfen für Sie bereit. Essays und Reportagen, Analysen und Geschichten, Interviews, Kunst und Photographie machen das Heft zu einer spannenden und brisanten Lektüre des Zeitgeschehens. Die Schauplätze erbitterter Konflikte mehren sich, die internationale Ordnung erscheint zunehmend fragil, in etlichen Medien überwiegt bereits eine parteiliche Rhetorik gegenüber journalistischer Neugier und Präzision. Um so wichtiger bleiben Orte nüchterner Beobachtung und Analytik, komplexen Denkens, historischen Bewußtseins, erfahrungsgesättigten Urteilsvermögens. Eine unabhängige, nicht staatsfinanzierte Zeitschrift wie Lettre International kann ungebundenen, unbequemen, souveränen Stimmen Raum geben.
UND DAS ERWARTET SIE
Lettre 143 betrachtet sie aus der Nähe, den Krieg und die Fronterfahrungen in der Ukraine. Wir porträtieren Frankreichs Demokratie, beschreiben Englands Melancholie und die Besonderheiten der Schweiz. Wir verfolgen die Vorstellungen von Europa durch Geschichte, Mythos und Metapher; wir untersuchen das Leitnarrativ der EU von Rechtsgemeinschaft und Freiheit; wir dechiffrieren Science-Fiction als Systemkritik im Kalten Krieg; wir entdecken Verwandtschaften zwischen Marcel Proust und Jan Vermeer wie auch zwischen James-Bond-Schöpfer Ian Fleming und dem Erfinder George Smileys, John LeCarré; wir huldigen Max Frisch als Architekten; entschlüsseln die Kultur der Ureinwohner der Kanaren; inspizieren den legendären Ratzeburger Achter und würdigen den Komponisten Luigi Nono zum hundertsten Geburtstag. Der polnische Künstler Wilhelm Sasnal und der iranische Künstler Farshid Tighehsaz prägen das Heft mit Malerei und Photographie.
AUFZEICHNUNGEN
Der schwedische Schriftsteller Peter Englund wird in der Ukraine Zeuge eines hypertechnologisierten Krieges, geführt mit Drohnen, Ortungssystemen, Satellitenaugen, Wärmediagnostik, Radarsystemen, akustischer Identifizierung. Und dennoch erinnern die Schützengräben und Artillerieduelle an die Kriegsführung im Ersten Weltkrieg. Auch hier agieren Soldaten gegen Soldaten, Menschen gegen Menschen. „Ein gepanzerter Mannschaftstransporter rattert vorbei; Soldaten in Kampfmontur drängen sich darauf. Dann sind sie weg. Was als Front bezeichnet wird, ist – Leere. Visuell gesehen. Es ist eine Landschaft aus Geräuschen: unter deinen Füßen ein Teppich aus Lärm, um dich herum eine Wand aus Kakophonie, über dir ein Himmel aus Donner. Er ist blau ... ein metallisches, kaltes Blau. Die einzige Wolke besteht aus dem Dunst der Raketen, die über der russischen Linie gezündet wurden.“ Helden und Opfer, Mensch und Material – Frontberichte 2023
Ulrike Haß würdigt ein großes Theaterereignis, den außergewöhnlichen Chor der Kriegsmütter, den die polnische Regisseurin Marta Górnicka mit ukrainischen, belarussischen und polnischen Frauen aus unterschiedlichen Generationen inszeniert. Dieser Chor versammelt 21 Stimmen von Frauen, die vom Krieg in der Ukraine, von Unterdrückung und politischer Verfolgung in Belarus betroffen sind, die mit ihren Kindern fliehen mußten, und von Frauen, die sie in Warschau aufgenommen haben. Es gibt eine sprachlose Empathie im Entsetzen über den russischen Angriffskrieg in der Ukraine und sein unerträgliches Andauern. Bilder der Verheerung, Verbrechen an der Zivilbevölkerung, Satzfetzen, die sich ins Gedächtnis graben. Dieser Chor der 21 Frauen beruht auf den Erfahrungen derjenigen, durch die er sich jeweils bildet, auf ihren Geschichten, ihren Ängsten, ihrer Wut, ihrer Liebe und ihren Sehnsüchten, ihren Stimmen und Körpern. Was ein Chor vermag. Marta Górnicka & The Chorus of Mothers – A Song for Wartime
Es ist Anfang März 2023, ein verschneiter sonniger Tag, und ein Schriftsteller macht sich auf, drei obdachlose Männer zu finden, hier, in Reno, Nevada, in Downtown, denn in den USA verrotten die Städte vom Zentrum aus. Es ist eiskalt, und der Wind könnte sein Gesicht vereisen, aber er muß drei Männer finden, drei Obdachlose, die auf der Straße leben, an Unterkühlung sterben könnten, Hauseingänge bewohnen oder unbewachte Kellerräume, irgendwo übernachten, wo sie nicht erfrieren und wo nicht Katzen kommen können, die aus den Bergen herabsteigen, Berglöwen oder Pumas. Er will sie finden, diese Obdachlosen, weil er über sie schreiben muß, um Geld zu verdienen, er muß sie treffen und dazu bringen, über ihr Leben zu erzählen, ihm, dem Indoor-Menschen, der ein warmes Bett hat und der auf regennassem Asphalt diesen Wohnsitzlosen ihre Lebensgeschichten ablauschen muß, die er den Lesern seines Magazins dann als Lektüre anbieten kann. Und er hat sie getroffen und saß mit ihnen beim Bier, diesen Leuten voller Schmutz und Ruß hinter ihren Bärten, die kein Bett und keine Wohnung hatten und irgendwie überlebten, weit weg von Menschen, die sie im Stich gelassen hatten. Alles, was sie wollten, war ein Bier, eine Decke, ein bißchen Geld. Und so entstand diese Geschichte. Der Schriftsteller ging zurück in seine Räume, zog sein Federbett bis zum Kinn und machte die Augen zu. William T. Vollmann: Vier Männer. Ein Schriftsteller mischt sich unter Obdachlose einer Stadt
RECHERCHEN
Nicholas Shakespeare porträtiert den James-Bond-Erfinder Ian Fleming. Fleming war selbst Spion und Agent und gehörte zur „Zitadelle“ des britischen Geheimdiensts MI6. Er zählte während des Zweiten Weltkriegs zum innersten Kreis des Secret Service, half dabei, die USA an der Seite Großbritanniens zum Eintritt in den Zweiten Weltkrieg zu bewegen, und organisierte verdeckte Operationen gegen Nazideutschland. Er schuf mit James Bond den weltweit erfolgreichsten Mustertypen des Geheimagenten überhaupt. Der literarische Gegentypus seines Helden hieß George Smiley, Agentenführer in jener Spionagewelt, die sein Antipode John le Carré entworfen hatte. Hätte Ian Fleming nicht so gelebt, wie er gelebt hat, gäbe es keinen James Bond; hätte es keinen Bond gegeben, dann bliebe Fleming immer noch eine Person, deren Leben und Geheimnisse ungebrochen faszinieren. Ein Porträt aus der Feder eines Meisterbiographen: Ian Fleming.
Philippe Videlier durchkämmt die russische Weltraumforschung und die Geschichte der Science-Fiction im Kalten Krieg. Während Tyrannosaurus Stalin in der politischen Eiszeit Probleme der Sprachwissenschaft zu lösen glaubte, katapultierte sich der Paläontologe Iwan Antonowitsch Jefremow literarisch in extraterrestrische Räume. Seine fiktiven Raumexpeditionen betrieben die Kontaktaufnahme mit überlegenen Zivilisationen. Seine Romane konstruierten Zukunftstechnologien, entdeckten ungeahnte Energiequellen, feierten Feste der Kybernetik. Er suchte im Kosmos nach einer perfektionierten Gesellschaft ohne Krieg oder natur- oder selbstzerstörerische Potentiale. Zwar feierte die szientistische Zukunftsgläubigkeit der Sowjetunion hier ihre fiktionale Ekstase. Doch wurde gerade das zum gefährlichen Terrain: Auf Stalin folgte Chruschtschow, auf Chruschtschow als Generalsekretär der Kommunistischen Partei folgte KGB-Chef Juri Andropow. Dieser hegte einen Verdacht: War Jefremows Schilderung überlegener utopischer Gesellschaften nicht eine verdeckte, gefährliche Kritik des sowjetischen Gesellschaftsmodells? Eine intergalaktische Reise durch den Kalten Krieg: Wasser und Feuer.
In jener Geschichtsstunde, die Präsident Wladimir Putin im Juni 2021 im russischen Fernsehen zelebrierte, bereitete er das Publikum mental auf seine künftige Spezialoperation vor, indem er aufzeigte, daß Ukrainer und Russen ein einziges Volk seien, es eine ukrainische Sprache und eine ukrainische Kultur nur als provinzielle Variante der russischen Sprache und Kultur gebe. Da es schließlich nicht möglich ist, gegen sich selbst Krieg zu führen, durfte die Militäroperation zur erneuten Unterwerfung der Ukraine nicht „Krieg“ heißen. Es sollte sich vielmehr um die Rückkehr der Ukraine an ihre Wiege handeln. Wortfragen sind von grundlegender Bedeutung, insbesondere wenn ein Land an einer verallgemeinerten Hypererinnerung leidet, die eng mit tiefverwurzelter Amnesie kombiniert ist. Georges Nivat untersucht die Bezeichnungen „Rus’“, „Rossia“, „Ukraina“ als Elemente eines jahrhundertealten Historikerkriegs: Mythen und Amnesie.
Als Ideenarchäologe untersucht Boris Groys historische Konzepte zur Schaffung eines die Nationalstaaten ablösenden neuen Imperiums. Drei politische Denker – der russische Philosoph Wladimir Solowjow, der französische Philosoph Alexandre Kojève und der russische Sprachforscher Nikolai Trubetzkoy – entwarfen politisch-theologische Grundlagen für eine die Nationalstaaten überwindende Reichsidee: Solowjows christlicher Utopismus, Nikolai Trubetzkoys Eurasianismus oder Kojèves Latinisches Reich – jeweils geht es darum, die Nation durch eine neue Form des Staates zu transzendieren, durch ein Reich, ein Imperium, das einer religiösen Konzeption des Geistes zur Herrschaft verhilft. Der Philosoph Solowjow will eine wiedervereinigte russisch-orthodoxe und römisch-katholische Kirche zum Souverän eines universalen Staates machen. Die Überwindung der politischen Dreiteilung der Welt mit ihrer religiösen Aufteilung in sowjetische Orthodoxie, katholische Latinizität und angloamerikanischen Protestantismus ist Alexandre Kojèves Weg zum universalen Staat. All diese Reichsideen wirken wie Revivals archaischer Imperien. Könnten sie dennoch als Blaupause zukünftiger Herrschaftspläne dienen? Imperium als Projekt
Über Lwows unheilvolle Schönheit, über Götter und Heroen, Graphomanen und Bücherjäger, geniale Schluckspechte und Boulevards der Jugend berichtet Igor Klech in seiner Liebeserklärung an die „Stadt des Löwen“, an Lwow, an Lemberg, an Lwiw. Das äußere Bild der Stadt wie auch ihre Darsteller auf der historischen Bühne veränderten sich unentwegt, die Kontrolle der Stadt wechselte von russischen in polnische, von polnischen in österreich-ungarische, von österreich-ungarischen in ukrainische Hände und manchmal auch zurück. Klech durchquert die Jahrhunderte der multikulturellen Vielvölkerstadt, die Besitzer und Rolle immer wieder tauschte, aber niemals jemandem allein auf Dauer gehörte, weil sie in Wirklichkeit eine uralte, acht Jahrhunderte umspannende Schriftrolle und ein verwittertes Palimpsest war und ist, mit darauf abzulesenden Silhouetten und Konturen längst verschwundener Bauten und Menschen, vielfach überschrieben von historischen Chroniken dieser uralten Stadt, die zu neuem Leben erwacht und die es neu zu entdecken gilt: Corso.
BEFUNDE
Am Anfang war der Mythos. Zeus verliebte sich in Europa, Tochter des afrikanischen Königs Agenor. In einen Stier verwandelt entführte er sie nach Kreta, wo sie ihm zwei Söhne gebar. Agenor schickte ihre beiden Brüder los, um sie zu finden. Sie kehrten nie zurück. In seiner fulminanten Antrittsvorlesung am Pariser Collège de France nimmt der Literaturgelehrte Alberto Manguel uns mit auf eine betörende Reise durch die mythisch-literarischen Verkörperungen Europas durch Jahrtausende und Jahrhunderte hindurch: Europa – Der Mythos als Metapher. Während seines ganzen Nachlebens brachte der Mythos von der entführten Europa andere, parallele Mythen hervor: Mythen der Souveränität, in denen Europa als auserwählte Prinzessin dargestellt wird, die über die Gesamtheit der Welt herrscht; Mythen einer archetypischen Weiblichkeit, welche die Schönheit und die Verlockung betonen, die von Europa ausgeht, dem Liebling des Zeus, ein Motiv, das so manche Dichter inspiriert hat, von den alten Griechen bis hin zu Derek Walcott; Mythen eines Protokolonialismus, auf historischen Fakten aufbauend, in denen man sieht, wie die Prinzessin Europa ihre Herrschaft über ihre afrikanischen Brüder ausübt und ferne Länder kolonisiert, Mythen, die auf die Worte von Frantz Fanon verweisen, für den „der Wohlstand und der Fortschritt Europas auf dem Schweiß und den Leichen der Neger, der Araber, der Inder und der Gelben aufbauen“; Mythen der Einwanderung und der Anpassung einer fremden Nomadin; Mythen, die an eine feministische Lesart appellieren, in der Europa als eine Frau erscheint, die „droht vergewaltigt zu werden“. Der Mythos ist Verschiebung, Metapher, Übersetzung, ein Wort, von einem Ort zu anderen mitgenommen. Mythen werden verändert, erneuert und bleiben doch sie selbst.
Eva Ricarda Lautsch untersucht die Rolle des Rechts für Konstruktion und Zusammenhalt der Europäischen Union. Zentral für deren Selbstverständnis ist ihre Identität als „Rechtsgemeinschaft“. Diese Idee wuchs zur wichtigsten Legitimitätserzählung heran. Heute scheint die Union an einem Scheideweg zu stehen: Ihre politische Dynamik ist auf den Glauben an die europäische Rechtsidee angewiesen; gleichzeitig wird diese Idee durch Entwicklungen wie den Brexit oder die illiberale Wende Ungarns und Polens herausgefordert. Dennoch hat das Freiheitsversprechen der Rechtsgemeinschaft kaum an Anziehungskraft verloren. Der Ukrainekrieg verleiht ihm sogar besondere Aktualität und erinnert an die alten Hoffnungen auf das europäische Projekt: Nach Hause, nach Europa. Über die Erzählung von der europäischen Rechtsgemeinschaft und der Ordnung der Freiheit.
Pascal Ory, Historiker, politischer Berater, Mitglied der Académie française, unterzieht die politische Ordnung und Struktur Frankreichs einem Röntgenblick. Seit 65 Jahren entwickelt sich dessen politische Geschichte entgegen der allgemeinen Tendenzen der Epoche. Was erkennt man, wenn man dieses „teure, alte Land“ General de Gaulles mit seinen Nachbarn vergleicht? Wir erblicken in den Ländern rundumher diverse Formen einer liberalen Demokratie, mit parlamentarischen Regierungsformen und recht beschränkten Spielräumen der politischen Exekutive. Diesen Völkern aus wogendem Schilf gegenüber steht eine einzige Eiche – das Frankreich der Fünften Republik. Sprechen wir von partizipativer Demokratie, so sind wir in der Schweiz; sprechen wir von moderner autoritärer Demokratie, so sind wir in Frankreich. Sein Zentralismus, die Vertikalität, dieses Präsidialsystem kommt aus historischer Tiefe. Napoléon Bonaparte, Louis-Napoléon Bonaparte, Pétain, De Gaulle ... — Frankreichs republikanische Monarchie – ein Porträt.
Ist der Mann Spekulant oder Polizeispitzel? Wiederholt hat man ihn im Pariser Norden, in der Rue de la Goutte d’Or, der „Straße des goldenen Tropfens“, am Fuß von Montmartre, gesichtet. Er sah sich um an Kreuzungen, blickte Fassaden hoch, machte sich Notizen. Er stieg Treppenhäuser in Mietskasernen empor, inspizierte Läden oder Waschhäuser. Fragte nach Preisen für Bleichmittel, dem Tageslohn einer Wäscherin. Er hörte in Spelunken Dachdeckern am Nebentisch zu. Die Begehung der Rue de la Goutte d’Or durch Émile Zola 1875 zur Vorbereitung eines Romans markiert einen Wendepunkt der europäischen Literaturgeschichte. „Ein Wunder an Genauigkeit“ sollte dieser Roman werden, durch „lehrreiche Nacktheit“ des unscheinbaren Personals die Leser faszinieren, auf vollständiger Erfassung der Schauplätze, genauester Beobachtung aller Umstände und Figuren, zu denen er sich jeweils einzelne Akten anlegte. Sein Planstil war der eines Statistikers, und seine Wißbegier kannte keine Grenzen. Zola machte die Goutte d’Or und die Pariser Faubourgs durch seinen Roman L’Assommoir weltberühmt. Doch was wurde in all den Jahren seither aus diesem verrufenen, doch höchst vitalen Quartier, Milieu von Einwanderern, Arbeitern, Armen und Lebenskünstlern, das Schriftsteller, Galeristen, Photographen und Maler auch zu einem Ort der Gegenwartskultur gemacht haben? Es wurde generalsaniert. Plattgemacht. Eine Zeitreise von Ulysses Belz: Erledigtes Leben.
Max Frisch ist knapp dreißig, als er 1943 den Architektur-Wettbewerb für ein Schwimmbad gewinnt, das 1948 eröffnet wird. Architekt und Schriftsteller ergänzen sich in ihm zum kreativen Doppelwesen. Auch seine literarische Sprache ist geschult an Maßstäben der Architektur: Klarheit, Sparsamkeit, Reduktion aufs Wesentliche. Seine Prosa hat etwas Aluminiumhaftes: Leichtigkeit, Tragfähigkeit, ein metallisches Schimmern, Zwischenräume – darin das Licht. Diese Leichtigkeit ist in Frischs städtebaulichem Meisterwerk, dem Zürcher Letzibad, verwirklicht. Mit niedrigen Bauteilen, flach gehaltenen, durchlüfteten Pultdächern, weiträumig angeordneten Umkleideräumen, der diskreten Abwechslung von Rasen, Bäumen und Becken. „Ich sehne mich nach dem Nüchternen, nach dem Genauen; mir graust vor dem Sumpf unserer Stimmungen.“ So sprach der Schriftsteller als Architekt und schenkte den Einwohnern ein wunderbares Stadtbad im urbanen Chaos. Dieter Bachmann erkundet den Letzistrand.
Rüdiger Görner lichtet den Anker und nimmt Abschied vom geliebten England – nach 42 Jahren. Britannien lebt mit einer uneingestandenen Identitätskrise. Wie die höchst unterschiedlichen Teile dieses vermeintlich vereinigten Königreichs zueinander stehen, ist unklarer denn je. Nicht nur die nördlichen Landesteile befinden sich in beklagenswertem Zustand. Man besuche nur die Badeorte im Südosten oder an der Südwestküste – von Eastbourne bis Brighton, von Bournemouth bis Swanage: schmuck bis verkitscht die Seepromenade, dahinter Verödung, Verfall. Statt Vorhängen Kartons oder Trikots. Breite Risse in der Bausubstanz, Schiebefenster in morschen Rahmen. Verkommene Höfe, das Vieh knietief im Morast. Landwirte erhalten Prämien, ihr Land soll zur Brache werden. Spekulanten und ominöse Bauträger kaufen es auf zu Spottpreisen. Es steht nicht gut um diese Inseln. Melancholie ist zu ihrem wohlfeilen Hauptnahrungsmittel geworden. Abschied von den Schatteninseln. Gefolgt von drei Englischen Elegien.
POSITIONEN
Alexander Kluge und Thomas Combrink erinnern sich aus Anlaß seines hundertsten Geburtstags an ihre vielgestaltige Zusammenarbeit mit dem Komponisten Luigi Nono. Nono verstand sich als Revolutionär. Nono antwortet nicht mit seinen musikalischen, sondern mit seinen politischen Sinnen und mit Ernsthaftigkeit auf die Herausforderungen unserer Zeit und der revolutionären Bewegungen in den Zeiten vor 1989. Unter der großen Sonne mit Liebe beladen ist der Titel eines Großwerks, das sich vornimmt, das Versteinerte in unseren Herzen in Bewegung zu setzen. Für die Filiale eines Autowerks komponierte Luigi Nono eine „Klanginstallation für Arbeiter“. Er verwendete „Klänge der Arbeitswelt“, und auch Fetzen aus Kampfliedern der Arbeiterklasse. Die Musik existiert, so Nono, als ein „Grundstrom der Töne“, also als Material und als gestaltetes Werk. Wie bei einem Eisberg, an dem die „Titanic“ scheiterte, kann man beobachten, daß das, was unter der Wasserlinie liegt, deutlich mehr Substanz enthält als das, was sich als Eisberg über Wasser zeigt. In der Musiktheorie und bei Theodor W. Adorno heißt das an der Oberfläche nicht Sichtbare das „Subkutane“. Das, was unter der Haut liegt. Das Lebendige sieht man nicht bloß von außen. In Luigi Nonos Werk gibt es viel zu graben, zu entdecken und zu finden. Seine Musik hat „sieben Häute“. Im Heiligen See gebadet.
Holger Kleine besucht die spektakuläre Amsterdamer Vermeer-Ausstellung 2023 und entdeckt innige Verwandtschaften zwischen Marcels Prousts Auf der Suche nach der verlorenen Zeit und Jan Vermeers Gemälden. Der Delfter Meister war Prousts Lieblingsmaler. Ihre Verwandtschaft? Beide schöpften rigoros aus Selbsterfahrung, operierten mit wenigen Schauplätzen, es herrscht Hochspannungsminimalismus, pars pro toto. Die Augenblende richtet sich auf einen einzigen Punkt in Raum und Zeit. Proust sucht Augenblicke, in denen man die Natur sieht, wie sie ist – poetisch; solche flüchtigen Momente der Sinneswürde überführt der Autor in Zeitlosigkeit. Vermeers malerisches Innehalten kommt diesem Ideal motivisch, atmosphärisch und technisch äußerst nahe. Vermeer und Proust – Zur Verwandtschaft ihrer ästhetischen Strategien
Nur wenige Zeugnisse sind erhalten, abstrakte geometrische oder alphabetische Zeichen, kaum erschließbar. Was weiß man vom Volk der Benahoaritas, den Ureinwohnern von La Palma? Vermutlich gehörten sie ursprünglich zu den Berbern, zum Stamm der Imazighen aus Karthago; durch Schiffsexpeditionen entlang der afrikanischen Küste wurden sie auf die Kanarischen Inseln verschlagen und hatten sich dort niedergelassen. Nach dem Zusammenbruch des Römischen Reiches gab es für über tausend Jahre keinerlei Schiffsverkehr mehr zwischen dem Mittelmeer und den Kanaren. Nach Jahrhunderten einer völligen Isolation wurden diese schließlich von Spanien erobert. Das Schicksal der Benahoaritas war besiegelt. Ihre wenigen Zeugnisse verlocken den Forschungsreisenden Thomas Stölting, mit ihnen geistigen Kontakt aufzunehmen: Kultur & Steinzeit.
DEUTSCHE SZENEN
Fragen nach der richtigen Lebensführung wirft eine Erzählung Sebastian Fendrichs auf: Der Professor. Sie hatten sich etliche Jahre nicht gesehen, der einstige Philosophiestudent und sein Professor, die zahlreiche Jahre zusammen verbracht hatten in der Gelehrtengesellschaft einer Universitätsstadt in der westdeutschen Provinz; beide gehörten einem elitären intellektuellen Zirkel an, einer Art Nachempfindung des George-Kreises. Nun ist die Lebensphase der Versprechungen und Erwartungen vorbei, und das Leben hat beiden neue Rollen zuerteilt: dem gelehrten Professor, wirkend wie eine Figur aus dem 19. Jahrhundert, die erst im späten 20. Jahrhundert auf die irdische Lebensbühne geraten ist; und dem gereiften, doch gerade noch jungen Forscher, der sich ein grundlegendes Werk über die Bedeutung der dichterischen Vorstellungskraft für Autobiographien zum Ziel gesetzt hat. Nun entzündet sich ein intimes Gespräch über die Confessiones des Augustinus, Rousseaus Bekenntnisse und Petrarcas Vita Nuova: Stehen diese Werke immer noch für transzendente moralische Standards, können sie heute noch Fundamente einer gelingenden Biographie abgeben? Und wie lassen sich heute überhaupt Idealbilder realisieren? Wie können wir eine Idee gelungener Subjektivität konstruieren? Welche Rolle spielt dabei der Organismus des Miteinanders, das komplizierte Gebilde der Gesellschaft? Ein unzeitgemäßer, leidenschaftlicher Dialog zur Frage nach dem gelingenden Leben.
In den fünfziger und sechziger Jahren der Bundesrepublik war von „Wundern“ die Rede, wenn bei Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen unerwartete Erfolge zu verzeichnen waren, mit denen man sich plötzlich an die Spitze der Nationen katapultiert hatte, trotz der verlorenen Ehre und des verlorenen Kriegs. Drei Wunder streichelten die nach dem Kriegs- und Nazidesaster waidwunde nationale Seele besonders: das „Wunder“ von Bern 1954, Gewinn der Fußballweltmeisterschaft, 1965 das „Wunder“ von Stockholm, Olympische Goldmedaille im Springreiten, als „Wunderpferd“ Halla seinen lädierten Reiter über alle Hürden zum Sieg trug, und das „Wunder“ von Rom mit der Goldmedaille in der Königsdisziplin des Rudersports, dem Achter. Kopf und Hintermann dieses Sieges war „Ruder-Professor“ Karl Adam, eine internationale Koryphäe, allerdings mit höchst prekärer Vergangenheit. Wolfgang Kraushaar unternimmt Nachforschungen zu einer deutschen Legende: Der Ratzeburger Achter.
BRIEFE & KOMMENTARE & KORRESPONDENZEN
Patricia Görg erinnert sich liebevoll an die filmische Science-Fiction-Serie Ijon Tichy: Raumpilot, die auf Stanislaw Lems Sterntagebüchern beruht. Kostümbildner, Puppenbauer und Tricktechniker feiern fröhliche Urstände in der handgemachten Welt von Ijon Tichy. Sie zaubern die unglaublichsten Bewohner auf die unglaublichsten Planeten, und der besondere Reiz der monströs erheiternden Gestalten liegt oft darin, daß man die Alltagsgegenstände noch erkennt, aus denen sie zusammengesetzt wurden. Als Tichy sich für eine sehr weite Reise, die dreißig Jahre dauern wird (was sind schon dreißig Jahre im All?) in sein spezielles „duseltronisches Schlafbett“ (eine Gefriertruhe mit Bettzeug und Zeitschaltuhr) legt und der Halluzinelle die Steuerung überträgt, macht er beim Aufwachen eine furchtbare Entdeckung: „Große Verschreckung! Bin ich dreißig Jahre veraltert! Duseltronische Mistmaschinegerät war ganze Zeit kaputt!“ Ein Remedium gegen Trübsinn selbst übelster Sorte, das in jede gut sortierte filmische Hausapotheke gehört.
Stephen Eric Bronner kommentiert den Überfall der Hamas auf Israel und den Krieg um Gaza. Der israelisch-palästinensische Konflikt ist so frustrierend, weil es sich letztlich nicht um einen Krieg zwischen Staaten, sondern zwischen Nationen mit stammesähnlichen Mentalitäten handelt, bei denen die Vergangenheit die Gegenwart verdrängt, Leidenschaft die Vernunft übertrumpft, Ideologie den Realismus überlagert und barbarische Gewalt zivilisierte Normen außer Kraft setzt. In diesem Kampf gibt es keine „guten Jungs“. Jede Seite glaubt, daß sie das Recht hat, zu tun, was sie will, und setzt Kritik mit mangelnder Solidarität gleich. Das macht diesen Krieg so grausam und so schwer auflösbar. Berechtigte Klagen auf der einen Seite werden von den Opfern der anderen Seite geleugnet, deren eigene Geschichte sie ironischerweise eines besseren hätte belehren müssen. Soviel ist sicher: Die Geschichte wird diejenigen zur Rechenschaft ziehen, die eine Greueltat rechtfertigen, um eine andere zu rächen. Solche Leute bestehen auf dem Prinzip „Auge um Auge“ und vergessen dabei, anders als Gandhi, daß dessen strikte Befolgung die gesamte Welt erblinden lassen würde. Ein Grab für zwei. Israel, Palästina und der Krieg um nichts
Wird in den Wohlfahrtszonen der Erde das prometheische Zeitalter von einem chironischen, kentaurischen abgelöst? Prometheus steht für die trotzig-verwegene Selbstermächtigung des Menschen, für den Raub des Feuers vom Himmel, Hochöfen, qualmende Schlote, Verbrennermotoren, durchwühlte Erde, dagegen Chiron halb Pferd, halb Mensch, hybrid, transhuman, Mischwesen, weise Vereinigung von Mensch und Natur, Arzt und Erzieher, Heiler und nobler Besserwisser. Hannes Böhringer erkennt, Kentauren traben durch die Welt, innerlich verwundet, in ihnen steckt ein Stachel, ein Stachel voller Gift, ihre Wunde ist vergiftet, und sie brauchen aufmunternde und betäubende Gegengifte, manche putschen sich auf, werden erleuchtet, erweckt, woke, fanatisch mit dem Finger am Abzug, sie sind das Gift an der Spitze eines Pfeils, der im richtigen Moment abgeschossen, ein immer heikles Zusammenleben zerstören kann, sie sind am Drücker, der Abzugshahn ist gespannt. Selfies von Zentauren
Ein simpler Spaßvogel war Loriot gewiß nicht, und er war nicht nur ein begnadeter Humorist, sondern ein Künstler, der in Theaterstücken, Videokunst, Performances oder Ballett seine Inszenierungen entfaltete. Wie sehr die Werke Loriots kunstgeschichtliche und philosophische Hintergründe evozieren, schildert Karlheinz Lüdeking in seiner Hommage an Loriot anhand des Sketches Zimmerverwüstung/Das schiefe Bild und dessen Beschäftigung mit dem Unbehagen am Schiefen, mit Konventionen der Bildpräsentation und seinen impliziten ästhetischen Bezügen zu Lenin, Heidegger, Mondrian oder Rosalind Krauss: Das Bild hängt schief.
Der Orientalist Klaus Kreiser gratuliert zum hundertsten Geburtstag der Türkei mit einer Huldigung ihrer Namensgeschichte. Präsident Erdoğan hatte schon im April 2021 die einheitliche Schreibung „Made in Türkiye“ für Exportprodukte angemahnt. Der gleichnamige amerikanische Hühnervogel hatte sich allzu oft bei Recherchen nach dem Land Turkey im Internet verfangen. Vor die Wahl gestellt zwischen „Vogel“ und „Stolz“ („bird or pride“ hieß es in den Kommentaren der Weltpresse) entschied sich Ankara für die Ersetzung des Exonyms Turkey durch das Endonym Türkiye. Dessen langwierige Genealogie ist erstaunlich, hatte doch schon Sebastian Brants Satire Das Narrenschiff im Jahre 1494 gesprochen von „kleyn Asyen vnd Kriechnlandt, das man die grosz Türcky jetzt nennt“. Die Bewohner dieser Länder, zumindest ihre muslimische Elite, wollten sich freilich bis zum Zusammenbruch der Osmanen-Herrlichkeit nicht als Türken bezeichnen lassen. Der italienische Franziskaner Bernardino Pianzola, ein gescheiter und sprachkundiger Beobachter, schrieb, um nur ein Beispiel zu nennen, Ende des 18. Jahrhunderts vom „Impero dei Turchi“, wies aber gleichzeitig darauf hin, daß der Volksname „Turchi“, „wie wir Christen die Maomettani nennen“, bei ihnen äußerst verpönt sei, „vielmehr wollen sie Osmanli genannt werden“. „Türkeli“, „Turestan“, „Türkestan“, der „Turanismus“ oder gar „République Ottomane“ gehörten interimsweise zu den Kandidaten, und noch immer dauert das Tauziehen um den international anerkannten Landesnamen an. Die letzte Meldung von dpa besagte, die Türkei wolle in der internationalen Diplomatie auf Englisch nicht mehr „Turkey“ heißen, sondern „Turkiye“: Happy Birthday Tur-Kee-Yeh!
Fabio Stassi plädiert leidenschaftlich für Italiens Diversität. Die Pandemie hat in Erinnerung gerufen, wie sehr Italien von seiner Verfassung her eine Konföderation von Regionen und von Dialekten ist, ein Mosaik, dessen sprachliche Identität multipel ist. Italien als Land gründet auf Vielfalt, und darin sind die ureigensten Gründe für das entsprechende Zugehörigkeitsgefühl zu suchen. Stassi hinterfragt vermeintliche Eindeutigkeiten von Sprache und Identität, und auch zahlreiche Schriftsteller stellen heute die Einheitlichkeit der nationalen Kultur in Frage, machen sich stark für randständige, minoritäre Sprachen sowie verleugnete und verdrängte Energien der Kultur. Es geht darum, die sprachlichen Schätze der Oralität zu bergen, das Erbe der Mythologie zu erschließen, verdrängte, regionale Sprachregister zu vitalisieren. Bedeutende italienische Dichter und Schriftsteller rebellieren gegen allzu glatte Versionen der Nationalgeschichte. War die politische und territoriale Einheit Italiens womöglich zuletzt ein entsetzliches Mißverständnis?
Wer Wien anfliegt, der sieht angeschnallt bei hochgeklapptem Tischchen genau das, was über anderen durchschnittlichen „Destinationen“ in mittlerer Höhe, im Sinkflug, durch die Fensterluken immer zu sehen ist: trübsinniges Flachland, trostlose Peripherie, die üblichen Friedhöfe, Einkaufszentren und Raffinerien, eine Melange aus Tod und Traurigkeit. Die Überlistung der damit sich einstellenden Depression findet am Wiener Flughafen dann leider ganz und gar nicht statt. Dabei sollte dieses urkatholische Herabsteigen aus den Himmeln mit den entsprechenden Landschaftskulissen, den schön drapierten fruchtbaren Wiesen und Matten, den betrunkenen Totengräbern, den bestochenen Raffineriearbeitern, den frisch aufgebetteten fruchtbaren Kornfeldern und den bunten Erntehelferinnen, die zu Mindestlöhnen darin schuften, dramaturgisch schön inszeniert sein. Doch stimmt der Wiener Flughafen die Passagiere mit dem Donauwalzer in ihren ertaubten Ausländerohren nicht wirklich fröhlich. Herbert Maurer sucht nach Trost zwischen Himmel und Erde: Im Osten so nah.
KUNST
Der polnische Künstler Wilhelm Sasnal rekonstruiert Erfahrungswirklichkeiten im Zusammenspiel von Realismus und Abstraktion, Klarheit und Deformation. Die Leinwand ist ihm Schauplatz einer Transformierung von Alltäglichem mit Mitteln wie Photographie, Zeichnung, Porträtmalerei. Erlebnisse, Ereignisse, Erzählungen aus der Lebenswelt sind sein Rohmaterial. Jenseits individueller Erlebnisse erkundet Sasnals Arbeit soziale Lebensbedingungen, stets in gespannter Wachheit für das politische Geschehen.
Der iranische Photograph Farshid Tighehsaz zeigt Teheran hautnah: die vom Leben Gezeichneten, Verarmten, am Rande Lebenden wie auch jene, die verbotenerweise ohne Schleier in leerstehenden Hochhauswohnungen feiern und tanzen und versuchen, Polizei und Sittenwächtern zu entgehen. Labyrinth.
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Mit den besten Grüßen,
Lettre International